Spurensicherung in Kunst und Architektur | Michael Zinganel | 2003
Allgemeine Aufgabenstellung
Die Aufgabenstellung besteht in der (Re-)Konstruktion eines fiktiven ‚Kriminalfalles‘ anhand von gesammelten, geordneten und kommentierten Indizien und unter Aneignung von Techniken kriminalistischer Spurensicherung und Inszenierungsformen in juristischen und künstlerischen Verhandlungen. Die Aufgabenstellung ist in zwei Blöcke geteilt: zuerst werden konkrete Obekte gesammelt und auf ihre Funktion als Indizien in einem sozialräumlichen Handlungszusammenhang untersucht, dann werden potentiell involvierte Akteure erfunden und ihre Blickbeziehungen in diesem Handlunsgzusammenhang in filmähnliche Storyboards übertragen, deren Präsentationen wiederum räumlich inszeniert werden. In diesem ‚Rollenspiel‘ geht es aber nicht um die ‚Aufklärung‘, um den Beweis einer einzigen gültigen Wahrheit, wie in der Polizeiarbeit und vor Gericht, sondern um die Erkenntnis und Diskussion der Wirksamkeit ästhetischer Bildproduktion, um die ihr zugrunde liegenden Erfahrungen und tradierte soziale und geografische Rollenzuschreibungen, die die Lesbarkeit dieser ‚Indizienketten‘ maßgeblich beeinflussen. Dabei kommt es auch zu Verunklärungen, zu Deutungsproblemen, zu einer Unendlichkeit von Geschichten, die anhand derselben begrenzten Anzahl von Beweisen durch die Projektionen der jeweiligen Betrachter erzielt werden können – also um die Diskussion, wie individuell oder kollektiv verhandelbar die Interpretation aller kulturellen Produktionen im Grunde ist.
Schwerpunkt der Aufgabenstellung 2003
Sammlung, Interpretation und Inszenierung von Indizien
Fünf kleine möglichst nicht signifikante Objekte werden einzeln in fünf durchsichtige verschließbare Plastiksäckchen in der Größe einer Postkarte gepackt. Der jeweilige Fundort wird fotografisch dokumentiert, als Reihe von Bildern, zuerst in der Totale, die das Umfeld des Fundortes eindeutig erkennen lässt, dann als Nahaufnahme, mit einem Referenzobjekt, das die exakte Größe des Objektes erkennen lässt und/oder mit einer Nummer, die das spätere Einordnen des Beweises in der Beweiskette ermöglicht. In Stadtplänen, Karten oder Grundrissen von Räume werden die Fundorte bzw. Fundstellenstellen nummeriert eingetragen. Ein Formular wird entworfen, in dem die Objekte und ihre Fundorte, die Zeit usf. so präzise, objektiv und sachlich wie nur möglich beschrieben wird. Die Beweismittel werden in räumlichen Installationen inszeniert.
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Arbeiten:
- Alexander Dworschak (PDF, 740kb)
Panoramaaufnahme eines fiktiven Tatorts - Grafische Inszenierung der Beweismittel
- Michele Riedmatten / Stefan Ladurner (PDF, 225kb)
Räumliche Inszenierung der Beweismittel, Akten und Aufzeichnungen mit Fäden als Querbeziehungen
- Elisabeth Brauner/ Julia Hohenwarter/ Christoph Meier/ Eva Sommeregger (PDF, 175kb)
Installation der Beweismittel in einem hinterleuchteten TV-Schirm