Spurensicherung in Kunst und Architektur | Michael Zinganel | 2005
Allgemeine Aufgabenstellung
Die Aufgabenstellung besteht in der (Re-)Konstruktion eines fiktiven ‚Kriminalfalles‘ anhand von gesammelten, geordneten und kommentierten Indizien und unter Aneignung von Techniken kriminalistischer Spurensicherung und Inszenierungsformen in juristischen und künstlerischen Verhandlungen. Die Aufgabenstellung ist in zwei Blöcke geteilt: zuerst werden konkrete Obekte gesammelt und auf ihre Funktion als Indizien in einem sozialräumlichen Handlungszusammenhang untersucht, dann werden potentiell involvierte Akteure erfunden und ihre Blickbeziehungen in diesem Handlunsgzusammenhang in filmähnliche Storyboards übertragen, deren Präsentationen wiederum räumlich inszeniert werden. In diesem ‚Rollenspiel‘ geht es aber nicht um die ‚Aufklärung‘, um den Beweis einer einzigen gültigen Wahrheit, wie in der Polizeiarbeit und vor Gericht, sondern um die Erkenntnis und Diskussion der Wirksamkeit ästhetischer Bildproduktion, um die ihr zugrunde liegenden Erfahrungen und tradierte soziale und geografische Rollenzuschreibungen, die die Lesbarkeit dieser ‚Indizienketten‘ maßgeblich beeinflussen. Dabei kommt es auch zu Verunklärungen, zu Deutungsproblemen, zu einer Unendlichkeit von Geschichten, die anhand derselben begrenzten Anzahl von Beweisen durch die Projektionen der jeweiligen Betrachter erzielt werden können – also um die Diskussion, wie individuell oder kollektiv verhandelbar die Interpretation aller kulturellen Produktionen im Grunde ist.
Schwerpunkt der Aufgabenstellung 2005
Rekonstruktion von Akteuren – Storyboard
Die fünf Objekte spannen über ihre Fundorte bereits ein innenräumliches, Raum übergreifendes oder geografisches System auf. Den "objektiven" Beschreibungen der Objekte im Raum (wie in der Aufgabenstellung 2003) folgt die Rekonstruktion von potentiellen handelnden Individuen, die mit diesen Objekten in den dukumentierten Räumen agieren. Auf Basis der Analyse der Objekte und Orte werden fiktive Akteure konstruiert, Täter- und Opferprofile erstellt: wer, wann, wo, wie und warum an einem bestimmten Ort mit den gefunden Objekte hantiert haben könnte. Dazu werden mehrteilige Storyboards entwickelt: die den ‚Tathergang‘ jeweils aus dem Blickwinkel der unterschiedlichen involvierten Individuen zeigen: wie sie sich jeweils dem konkreten Ort und den anderen Individuen annähern, wie sie dabei mit den Objekten hantieren und wie sie diese Objekte, den Raum oder die anderen Akteure sehen. Die Storyboards werden in räumlichen Installationen inszeniert.
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Arbeiten:
- Nicola Brunnhuber (PDF, 270kb)
Poetische Rekonstruktion der Aufgabenstellung und ihrer Erfüllung
- Hannah Aufschnaiter
Beweismittel, Aufzeichnungen in Säckchen abgepackt
- Göknur Isci (PDF, 195kb)
Storyboard der Blickbeziehung der am Fall beteiligten Akteure als Comic
- Nora Graw (PDF, 135kb)
Inszenierung der Blickbeziehungen am Fall der Beteiligten Daumenkino, aus zwei unabhängig bewegbaren Filmstreifenaus aneinander getackerten Photos
- Zsusanna Werner (PDF, 300kb)
Gesamtdokumentation eines fiktiven Falles, in dem ein Stück Toast ein Indiz darstellt, in Form einer Toastbrotmappe