suspekte dokumentationen | Christine Meisner | 2006
Die Kolonie
Mit dem Kolonialismus bildeten sich weltweit diverse, zunächst entortete Gesellschaften. Teilweise grenzten sie sich von der sie umgebenen kolonisierten Bevölkerung und ihrer Kultur völlig ab, um ihre eigene, mitgebrachte Identität zu konservieren, wie etwa in Afrika und Asien. Innerhalb dieser territorialen Grenzen entstanden keine europäisch-einheimischen Mischgesellschaften, die über die Unabhängigkeit hinaus lebensfähig gewesen wären. Die Kolonialherren und Siedler standen in sozialer und ethnischer Distanz zu den Einheimischen und kultivierten ihren europäischen Hintergrund. In Amerika jedoch entstanden neue Gesellschaften, die ihre europäischen Ursprünge hinter sich ließen und eigene soziokulturelle Lebensformen entwickelten. Die nordamerikanischen Kolonien begannen als Ableger Europas, und obwohl sie in ethnischer Hinsicht neo-europäisch blieben, distanzierten sie sich vom Mutterland und kreierten eine eigene Identität. In den drei europäisch geprägten Kulturräumen des amerikanischen Südens – Brasilien, der Karibik und dem hispanoamerikanischen Festland entstanden Gesellschaften eines ganz anderen Typs, die sich noch viel weiter von europäischen Vorbildern entfernten: ethnisch und kulturell heterogene, aus indianischen, europäischen und afrikanischen Elementen kombinierte Mischgesellschaften.
In der SS06-Vorlesung sollen einige dieser kolonialen Gesellschaften anhand einzelner Biographien untersucht werden. Dabei spielt sowohl die Motivation der Auswanderung, als auch die Integration, bzw Desintegration und den damit einhergehenden Rassismen gegenüber der ursprünglichen Bevölkerung eine zentrale Rolle. Die koloniale Architektur, durch die viele Städte und Siedlungen entscheidend europäisch geprägt wurden, wird in der Recherche als mögliches Setting einer Geschichte auftauchen.In einer erarbeiteten Suspekten Dokumentation über „Die Kolonie“ wird der Frage nachgegangen, wie entscheidend der Kolonialismus unsere Welt beeinflusst und verändert hat und wie heutige Konflikte der Identität und Landverteilung von diesem historischen Ereignis immer noch abhängen.
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Arbeiten:
- simfinart^figure of eight
- Una Steiner
- Marlene Wagner
- Gerhard Girsch | Nina Bachofner