Methoden der Implementierung | Recherche | 2009
ein fragmentarischer schwenk
lenka sitzt neben mir, wirkt ein wenig verstört, ist aber sehr freundlich. da wir uns im eingangsbereich befinden, ist es uns möglich, entspannt nebeneinander zu sitzen. sie würde nur mehr am wochenende nach bratislava fahren, weil sie mittlerweile in wien wohnt und arbeitet, meint sie. als krankenpflegerin. und sie ist 31.
schnell merkt lenka, auf was ich hinaus will. "der verkehr funktioniert gut." ist ihre schnelle und knappe antwort. den zweideutigen beigeschmack scheint sie erkannt zu haben.
das pendeln an sich fände sie gar nicht anstrengend, schwieriger sei der unterschied in der mentalität. "die wiener sind etwas kalt.", sagt sie mir und schaut mir direkt in die augen. und viel zu viele autos würden die stadt manchmal etwas anstrengend machen. sie sei aber froh, nach wien fahren zu können. "viel mehr kino, viel mehr kultur, viel mehr leben." leben ist toll. [...]
der mit dem schnauzbart muss es sein. ich frage bemüht freundlich: "darf ich ihnen ein paar fragen stellen?". "anstrengende?", befürchtet er schon. nein, nein, natürlich nicht. "menschlich gut, politisch schlecht", sagt er mir im bezug auf die interurbane lage. jetzt habe ich ihn da, wo ich hin wollte. er redet über das wirkliche pendeln. er könne sich nicht mit der haltung der österreicher gegenüber den slowaken anfreunden, man sei viel zu eingebildet und unbeweglich, hochnäsig und intolerant, sagt er. "wissen sie, wenn berlin so nahe wie bratislava liegen würde. die gebaute autobahn wäre so breit wie ein flugzeugfeld lang." seine stimme klingt frustriert. Er fahre ungefähr zweimal in der woche nach bratislava, hätte dort eine neue freundin. und er sei schon in vielen teilen der slowakei gewesen. da hätte er überall schon freundinnnen gehabt. Ich war mir dann nicht mehr sicher, was er genau unter dem begriff freundin versteht. als er mir am ende des gesprächs nur ungern sein alter, 63, und seinen namen, josef, verraten will, komme ich leicht ins grübeln.
_achim reifer
ein fragmentarischer schwenk
lenka sitzt neben mir, wirkt ein wenig verstört, ist aber sehr freundlich. da wir uns im eingangsbereich befinden, ist es uns möglich, entspannt nebeneinander zu sitzen. sie würde nur mehr am wochenende nach bratislava fahren, weil sie mittlerweile in wien wohnt und arbeitet, meint sie. als krankenpflegerin. und sie ist 31.
schnell merkt lenka, auf was ich hinaus will. "der verkehr funktioniert gut." ist ihre schnelle und knappe antwort. den zweideutigen beigeschmack scheint sie erkannt zu haben.
das pendeln an sich fände sie gar nicht anstrengend, schwieriger sei der unterschied in der mentalität. "die wiener sind etwas kalt.", sagt sie mir und schaut mir direkt in die augen. und viel zu viele autos würden die stadt manchmal etwas anstrengend machen. sie sei aber froh, nach wien fahren zu können. "viel mehr kino, viel mehr kultur, viel mehr leben." leben ist toll. [...]
der mit dem schnauzbart muss es sein. ich frage bemüht freundlich: "darf ich ihnen ein paar fragen stellen?". "anstrengende?", befürchtet er schon. nein, nein, natürlich nicht. "menschlich gut, politisch schlecht", sagt er mir im bezug auf die interurbane lage. jetzt habe ich ihn da, wo ich hin wollte. er redet über das wirkliche pendeln. er könne sich nicht mit der haltung der österreicher gegenüber den slowaken anfreunden, man sei viel zu eingebildet und unbeweglich, hochnäsig und intolerant, sagt er. "wissen sie, wenn berlin so nahe wie bratislava liegen würde. die gebaute autobahn wäre so breit wie ein flugzeugfeld lang." seine stimme klingt frustriert. Er fahre ungefähr zweimal in der woche nach bratislava, hätte dort eine neue freundin. und er sei schon in vielen teilen der slowakei gewesen. da hätte er überall schon freundinnnen gehabt. Ich war mir dann nicht mehr sicher, was er genau unter dem begriff freundin versteht. als er mir am ende des gesprächs nur ungern sein alter, 63, und seinen namen, josef, verraten will, komme ich leicht ins grübeln.
_achim reifer