suspekte dokumentationen | Christine Meisner | 2009
Die Umwidmung des Dorfes Hernán Cortés
Hernán Cortés ist ein Dorf der spanischen Extremadura in der Provinz Badajoz und liegt an der Hauptverkehrsstrasse N-430. Die nächst größere Stadt ist Don Benito. Hernán Cortés wurde 1964 von Bauern gegründet, die in den weitläufigen umliegenden Feldern der Agrarwirtschaft nachgehen. Es hat ca. 980 Einwohner mit steigender Tendenz. Man versucht den Dienstleistungssektor auszubauen. Neue Strassen werden konstruiert, das Dorf dehnt sich in Richtung Nordosten aus. Hernán Cortés war ein spanischer Konquistador, der 1485 in Medellin, Extremadura, 13,6 km entfernt von dem Dorf Hernán Cortés, geboren wurde. Er ging in die Geschichte als der „Eroberer von Mexiko“ ein, nachdem er 1521 die Aztekenhauptstadt Tenochtitlán, das heutige Mexico City, einnahm. Die Stadt wurde dabei fast völlig zerstört. Zum Zeitpunkt ihrer Eroberung beherbergte Tenochtitlán bis zu 100.000 Einwohner, eine der größten Städte weltweit im 16.Jhdt. Auf ihren Ruinen baute Cortés die Hauptstadt von „Neuspanien“ und überschrieb damit die aztekische Kultur mit der spanischen. Er festigte damit das Kolonialreich Spanien in der „Neuen Welt“. Die Verknüpfung des Konquistadors mit dem Dorf wird nicht nur durch den Orts-, sondern auch anhand der Straßennamen deutlich, die allesamt auf Personen und Ereignisse aus dieser Zeit hinweisen: Geht man einmal kreuz und quer durch das Dorf, hat man die spanische Kolonialgeschichte Mittelamerikas durchschritten. Der öffentliche Raum wird dabei zu einer Imagination der Eroberung. Je nachdem wie man die Geschichte auslegt oder wie viel man von ihr weiß, wird das verschiedene Assoziationen auslösen. Diese Interpretation der Konquista wäre dann die Identität, die man für das Dorf vorgesehen hatte, in Ermangelung einer eigenen an dem Ort selbst gewachsenen Geschichte.
Das Dorf ist Hernán Cortés und seinen Taten gewidmet. Wäre es möglich in dieses „Modelldorf der Eroberung“ eine subversive Kritik einzubringen oder gar das ganze Dorf umzuwidmen? Die Heroik der Straßennamen zu unterwandern? Könnte man Momente der kritischen Erinnerung konstruieren? Wie könnte Erinnerungskultur in diesen modellhaft konzentrierten öffentlichen Raum aussehen?
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Arbeiten:
- Achim Reifer
- Christina Simmel
- Claudia Gomez
- Joanna Niemiec
- Linda Wong
- Marie Manske
- Matteo Giovanelli
- Maximilian Kaiser
- Nico Flieger
- Robert Schnell
- Sana Aghighi / Behnaz Farmad
- Thomas Mitterecker
- Thomas Thanner