Zweckästhetik im (Bau)künstlerischen Kontext | Karin Harather | 2009
Jene lapidare, vorwiegend dem Anonymen und Alltäglichen eigene Ästhetik - hier kurz als "Zweckästhetik" bezeichnet - kommt häufig dort zur Wirkung, wo aus ökonomischen Erwägungen oder aus Gründen einer vorhersehbaren Kurzlebigkeit von (Bau-)Werken auf eine "richtige", "repräsentative" Gestaltung weitgehend oder auch vollkommen verzichtet wurde. In diesen Bereichen, wo der Anspruch des "Schön-gestaltenwollens" grundsätzlich nicht gegeben ist, bleibt Raum für unterschiedlichste Facetten eines "kunstlosen Schaffens" (Neumeyer), das meist getragen wird von einem sehr ursprünglichen, "unverbildeten" Gestaltungsansatz.
Neben landwirtschaftlichen und industriellen Nutzbauten sind es beispielsweise diverse Baustellenarchitekturen und Behelfskonstruktionen wie Fußgängerumleitungen, Bauhütten, Absperrungen, Umrüstungen, Fassaden- und Wandabdeckungen, die dieses Phänomen des "kunstlosen Schaffens" sehr anschaulich verkörpern. Dass eben diese "ungekünstelten", durchwegs zeitlosen Gestaltungsmuster häufig als Impulsgeber für zeitgenössische (bau)künstlerische Ausdrucksformen fungieren können, zeigt das aktuelle Kunst und Architekturgeschehen (mehr oder weniger deutlich).
Die Wege, Mechanismen und differenten Spielarten einer solchen Transposition vom "Kunstlosen" ins "Kunstvolle", Grundsätzliches zur Zweckästhetik ganz allgemein sowie Analysen ausgewählter Beispiele sog. Alltagskultur respektive anonymer / elementarer / lapidarer (Bau-)Gestaltung bilden die inhaltlichen Schwerpunkte der LVA.
Aktuell sollen in diesem Semester konkrete, vor Ort zu entdeckende Gegebenheiten und Situationen aufgespürt, analysiert und mittels individuellem „Kunsttransfer“ als (künstlerische) Äquivalente 1:1 (um)gestaltet werden.
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Arbeiten:
- Achim Reifer
- Claudia Gomez / Joanna Niemiec
- Linda Wong
- Martina Weissenböck
- Maximilian Kaiser
- Nico Flieger
- Robert Schnell / Thomas Thanner
- Sana Aghighi / Behnaz Farmad
- Srdjan Trbic
- Thomas Mitterecker