Kunst und öffentlicher Raum | Michael Zinganel | 2017
Kunst im öffentlichen Raum (KiöR) hat im allgemeinen den Anspruch, über das spezialisierte Publikum der Kunstinstitutionen hinaus breitere Rezipientenkreise zu erreichen. Das dahinter stehende Interesse kann von rein dekorativen über umweltgestalterische Ansprüche bis zu subversiven Absichten und politischen Manifestationen reichen. Grundlage für die Mehrzahl der interessanteren Ansätze ist die Forderung der historischen Avantgarden nach einer Aufhebung der Trennung von Kunst und Lebenspraxis. Immer mehr wird KiöR aber auch von firmen- oder kommunal-politischen Interessen als wettbewerbsstrategischer Faktor begriffen.
Die Frage, was den öffentlichen Raum überhaupt als solchen konstituiert, rückt dadurch wieder in Zentrum der Auseinandersetzung. Die Vorlesung setzt an gegenwärtigen Privatisierungstendenzen des öffentlichen Raumes an und fragt danach, wie KünstlerInnen sich im Kampf um die Herstellung des öffentlichen Raumes verortet haben. Dabei wird sowohl ein Überblick über die theoretischen Debatten – von der Theorie der Öffentlichkeit zur Stadtsoziologie – gegeben, als auch ein Einblick in künstlerische Praktiken vermittelt. Dass die Geschichte der Kunst im öffentlichen Raum als westeuropäisch-nordamerikanisches Narrativ zu ihrem Verständnis entscheidende Tendenzen ausblendet, sollen Beispiele Kunstpraktiken aus Lateinamerika verdeutlichen.
Die Vorlesung wird im Sommersemester 2017 von Michael Zinganel gehalten.
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