Sommersemester 2021:
Gestürzt, kommentiert, verteidigt ...
Streit um Denkmäler im öffentlichen Raum
Einführung: 03.03.2021 | 10 Uhr (zoom)
Christopher Kolumbus war 2020 nicht die einzige geschichtliche Figur, die vom Sockel geholt oder deren Sockel kommentiert wurde. Rund um Statuen historischer Personen entstanden Auseinandersetzungen und Konflikte im öffentlichen Raum, ob im Zuge der Black Lives Matters Proteste rund um die Welt oder im Rahmen dekolonialer Bewegungen, die z.B. die millionenteure Renovierung der Bismarckstatue in Hamburg kritisieren. In Wien schützten Aktivist*innen, darunter Künstler*innen und die jüdische österreichische Hochschüler*innenschaft, mit einer Mahnwache die „Schande“-Schriftzüge am Denkmal für den antisemitischen Bürgermeister Karl Lueger gegen Angriffe von Identitären.
Die Debatten setzten sich in den medialen Räumen fort: Dürfen Denkmäler entfernt werden? Wird damit Geschichte verfälscht? Doch wessen Geschichte zeigt und vertritt so ein Monument? Warum waren diese altmodischen Objekte überhaupt so wichtig für die BLM-Protestierenden? Für was stehen sie, was symbolisieren sie? Und wer sind die Verteidiger*innen, die den alten Zustand erhalten möchten, was sind deren Motive? Kurz: Welche Funktionen und Aufgaben übernehmen Denkmäler im öffentlichen Raum?
Die New York Times wählte im Oktober 2020 die BLM Graffitis, Projektionen und Performances rund um das Denkmal für den Konföderiertengeneral und damit Verteidiger der Sklaverei Robert E. Lee in Richmond/Virginia zum wichtigsten Protestkunstwerk in den USA seit dem 2. Weltkrieg. Politik und Ästhetik, Politik und Erinnerung treffen in Denkmälern in einer ganz spezifischen Form aufeinander. Bei genauem Hinschauen sind sie nicht einfach ein neutrales, objektives Zeugnis der geschichtlichen Ereignisse oder Figuren, die sie darstellen, sondern zeigen die konstruktivistische Perspektivität ihrer Setzungen: Sie handeln sowohl von der erinnerten Zeit als auch von der Zeit, von der aus erinnert wird. Weshalb sich zB. fragen lässt, warum es den Errichter*innen der Kolumbusstatue in St. Paul/Minnesota so wichtig ist, 439 Jahre nach dem relevanten Ereignis, der sogenannten „Entdeckung Amerikas“, an deren Protagonisten zu erinnern? Die konstruktivistische Komponente ist es auch, die diesen Denkmälern das Potenzial für eine Reaktivierung in der Gegenwart verleiht, um die dargestellte Sicht zu kritisieren und um weitere, bisher vernachlässigte oder unterdrückte Perspektiven auf die Geschichte zu erweitern.
Denkmäler waren traditionell eine Aufgabe für Künstler*innen und sind es auch heute noch. Allerdings haben sich die Formen und Funktionen der Denkmäler stark verändert. Abstrakte, partizipative bis hin zu performativen Monumenten erinnern nicht mehr an heroische Ereignisse und wichtige Persönlichkeiten, sondern stellen kritische Fragen an die (politische) Verantwortung in der Gegenwart und rufen zur Reflexion auf. Gegenmonumente nannte sie in Zusammenhang mit der Erinnerung an den Holocaust und die NS-Verbrechen der US-amerikanische Kulturwissenschaftler James Young in den 1990er Jahren.
Im Modul möchten wir jedoch nicht nur in eine Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen Denkmälern treten, sondern Denkmäler auch in die Zukunft denken: Wie könnten postimperiale Denkmäler angesichts der „Entdeckung“ der kolonialen Vergangenheit in Deutschland oder Österreich aussehen? Wie können Erinnerungen marginalisierter Gruppen zu ihrem „Denkmalrecht“, sprich zu einer adäquaten, sichtbaren Präsenz im öffentlichen Raum kommen? Wie lassen sich neue Formen von Monumenten entwickeln, die die Vielheit und Transnationalität unseres heutigen Zusammenlebens aufnehmen und widerspiegeln? Wie lässt sich der Kreis derer, die über die Entstehung öffentlicher Monumente bestimmen, erweitern? Wie lassen sich Denkmäler als demokratische Räume, als „offene Plattformen für die Verhandlung vielheitlicher Erinnerungskultur“ (Terkessidis) konzipieren?
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SEMESTERDOKUMENTATION
KUNST UND AUTONOMIE
-Kunst und Autonomie (reader.pdf)
MODULPOOL (Methoden der Implementierung, offene künstlerische Konzepte und Praktiken)
- Denk Mal (Klara Maria Keller, Seyma Bilbey, Ekaterina Dulkina)
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- Moss Connection (Sana Halimović, Amina Tukelija)
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- Parle (Dorina Jakupi, Egzona Shala, Jehona Gash)
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- Das Zebra aus dem 21. (n.b.)
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- So a haßa Summa (Fidan Ademaj, Arber Krasniqi, Fatmir Shukaj, Fatmir Voc)
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- Die Stimme der Pflanzen (Anna Schütz, Felicitas Taut, Julia Kreindl, Magdalena Schäppi)
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- Wasserfaden (Blatt Jana, Turri Carolina, Yildiz Seda)
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PHÄNOMENE DER ZWECKÄSTHETIK:
-
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KONZEPTUELLE FOTOGRAFIE:
- Cold Concrete (Julia kreindl, Anna Schütz)
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- Denkmal-Betrachtung (Erik Vacev)
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- Ein Denkmal (Martin Bauer)
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- Lichtzeichen (Däuble, Knünz)
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- Modernes Denkmal trifft Altstadt (Fatmir Shukaj)
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- Überwinden (Jana Blatt, Carolina Turri, Seda Yildiz)
(link.pdf)
- o.T. (Arber Krasniqi)
(link.pdf)
- o.T (Denise Kartmann)
(link.pdf)
- o.T. (Egzona Shala, Jehona Gashi)
(link.pdf)
- o.T. (Fatmir Voci)
(link.pdf)
- o.T. (Felicitas Taut)
(link.pdf)
- o.T. (Fidan Ademaj)
(link.pdf)
- o.T. (Hannah Mucha)
(link.pdf)
- o.T. (Jacob Lindloff)
(link.pdf)
- o.T. (Magdalena Schaeppi)
(link.pdf)
- o.T. (Martin Fischereder)
(link.pdf)
- o.T. (Sana Halimovic, Amina Tukelija)
(link.pdf)
- o.T. (Zofia Fraczek)
(link.pdf)
VIDEOKONZEPTION UND PRODUKTION:
- denk’X’mal (Fatmir Shukaj, Fidan Ademaj, Arber Krasniqi, Fatmir Voci)
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- Liminality (Place and time of transformation von Jehona Gashi, Sana Halimović, Egzona Shala, Amina Tukelija)
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- Überwinden (Jana Blatt, Seda Yildiz, Carolina Turri)
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- Ver’tschickt (Ein Denkmal Film von Martin Bauer, Michael Fischereder)
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- Spuren Streifen Suchen (Hannah Mucha, Rick Rütten, Erik Vacev)
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- Über Gegenstände und deren Bedeutung – Ein persönlicher Exkurs (Anna Schütz, Felicitas Taut, Julia Kreindl, Magdalena Schäppi)
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