Konzeptuelle Fotografie, Otto Mittmannsgruber, VU 2.5 ects
Der "multiversale" urbane Raum in der Fotografie
Wie vielfältig urbane Räume in der Fotografie vermittelt werden, vermittelt sich durch einen Blick auf einige Entwicklungsstränge des Architekturbildes.
Stehen in den ersten Jahrzehnten der Fotografie noch repräsentative Haltungen im Vordergrund, die von der Malerei oder auch der Landschaftsfotografie übernommen werden, so können allmählich die Abbildungseigenschaften des technischen Mediums ausgeschöpft und die Inhalte weiter diversifiziert werden. Bleiben in den typologischen Bilderzyklen des alten Paris, die Eugène Atget durch Langzeitbelichtungen anfertigt, dessen Bewohner noch ausgeblendet, gelangen in den spontanen Fotografien von Heinrich Zille in Berlin Handwerker, Holzsammlerinnen und PassantInnen ins Bild. Es ist auch Zille, der in den 80er Jahren des vorletzten Jahrhunderts die am Rande von Charlottenburg liegenden Müllhalden erkundet und in seriellen Multi-Panoramen verewigt.
Mit der sozialdokumentarischen Fotografie eröffnet sich in den Städten ein weiteres Beobachtungssegment, dessen Eckpunkte Mensch, gebaute Umwelt, Industrialisierung und technischer Fortschritt einen Themenreigen formulieren, worin das Gefälle zwischen Gewinnern und Verlierern dieser Umwälzungen bis heute fort gespiegelt wird.
Ebenso ist die als Street Photography apostrophierte Bewegung ab den 1950er Jahren daran beteiligt, dem bis dahin museal akklamierten Gemäldefoto einen gewichtigen Konterpart entgegen zu stellen. Es enstehen nun Bilder, worin die flüchtigen Momente des Alltagslebens gerinnen. In diesem Umfeld entwickelt auch Diane Arbus ihr Werk, worin in Anlehnung an August Sander der soziale Rand ins Zentrum rückt. In der Art und Weise, wie sie Dokumentarisches mit fotografischer Konstruktion verschmilzt, nimmt sie womöglich die Fotografengeneration der 80er und 90er Jahre vorweg, die in Hollywoodmanier die Abgründe hinter den geglätteten Oberflächen des Urbanen aufspürt.
Einen medienkritischen Ansatz verfolgten die konzeptuellen FotografInnen, die ab den 60er Jahren vor allem mit mehrteiligen Bildwerken ungewöhnliche Wahrnehmungskonzepte in die Fotodisziplin einschleusen. Mittels Serien, Sequenzen, Bildtafeln, Zeit- und Raumpanoramen, Multipanelen und komplexen Präsentationsformen wird das verengte Raum-Zeit Kontinuum der Fotografie aufgesprengt und auch Architekturfotografie in ganz andere Dimensionen der Wahrnehmung verfrachtet. Weil die Proponenten dieser Bewegung zumeist keine professionellen FotografInnen sind, gelingt es umso leichter, die Dogmen der Fotografie zu hinterfragen und Transdisziplinarität im Medium zu etablieren.
Sommersemester 15: PORTRÄT (auf dem Prüfstand)
Das Porträt war mit ein Grund, warum sich das Medium Fotografie schon im 19. Jahrhundert so explosionsartig ausbreiten konnte. Im Diskurs und Ausstellungsgeschehen nahm und nimmt die Porträtfotografie immer breiten Raum ein. Trotz (oder vielleicht auch wegen) dieser gründlichen Kategorisierung und lückenlosen Indexierung hat das Medium gerade in jüngster Zeit einige Entwicklungssprünge gemacht, die den ursprünglichen Intentionen des Porträtierens widersprechen. Seit Ground Zero ist eine zunehmende Auseinandersetzung mit dem Bildverständnis östlicher Hemisphären zu bemerken. Ein Porträt ist seither nicht mehr nur die visuelle Deskription einer Person, die deren Identität sicherstellt. Im Spannungsfeld zwischen Anonymität und schonungslosem Extrovertieren ist nun alles möglich, womit die Königsdisziplin der Fotografie mehr denn je am Prüfstand steht.
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Arbeiten:
- Almukhtar Mohammed
- Bajric Adrijana
- Buidkhaan Bulgan
- Confurius Lucas
- Dzinic Amra
- Esen Zeynep
- Furbach Lea
- Greinstetter Katharina
- Grüner Alexander
- Haftka Nina
- Holz Philipp
- Janzekovic Karmen
- Kassaw Dawit
- Koziar Dominika
- Kurmacheva Anastasiia
- Moser Birgit
- Nalbantova Pepa
- Petrychenko Igor
- Rogner Julia
- Shahidi Ghazal
- Tramudana Sandra Cristina
- Tuba Cetindag
- Utter Julie
- Veren Luka
- Wammerl Kathrin
- Wuerzer Sophie
- Zebec Sara